„Das Gesundheitswesen scheint mit dem Rücken zur Wand zu stehen, jahrzehntelange Misswirtschaft und Sparpolitik rächen sich jetzt. Und nein, das waren nicht die Grünen.

Wir, die wir in diesem System arbeiten, ob Pflege, Ärzte, Physios, MFAs etc., müssen damit jeden Tag umgehen. Wir arbeiten am Limit in diesem System.

Und dann muss man noch lesen, dass alles „so lange dauert“. Da wird genöhlt, dass man so schlecht Termine bekommt. Es wird gemault, dass man nicht sofort pronto presto operiert wird, weil es einem gerade in den Zeitplan passt.

Und mit keinem Wort wird daran gedacht, dass es vielleicht auch noch andere Patienten gibt, deren Bedürfnisse etwas wichtiger sind als die eigenen. Dass es Notfälle gibt, die keinen Aufschub erlauben. Dass andere auch ein Recht haben, einen Termin zu bekommen. Dass es durchaus sein könnte, dass der Arzt im MVZ pro Tag bereits 60 Patienten behandelt, dass der Operateur schon 12 Stunden ohne Pause durchgearbeitet hat. Dass der Stationsarzt nach 24 Stunden Dienst auch durch ist. Dass die Schwester nach acht Nächten auch mal ihre Familie am Tag erleben will.

Mit keinem Wort wird daran gedacht, dass man auch einfach aus medizinischen Gründen nicht sofort die Wunschleistung bekommt. Klar, man weiß es ja selber besser als derjenige, der in diesem Beruf arbeitet. Ich sage dem Mechatroniker auch immer, was er zu tun hat.

Und mit keinem Wort wird daran gedacht, dass wir eben nicht den ganzen Tag einen Lenz schieben und nur aus Bequemlichkeit oder weil das Golfspiel wichtiger ist, nicht sofort Wunschtermine erfüllen können. Jedem. Jederzeit. Immer.

Mit keinem Wort wird daran gedacht, dass wir als Arbeitende in diesem System aktuell am Limit sind. Wir arbeiten mit dem Minimum an Personal, weil sich kein Mensch diese Jobs mehr antun will. Wir arbeiten jeder für drei, vier Angestellte. Um dann zu hören, dass wir faul seien? Weil wir Menschen sind? Weil auch wir nicht wunschgemäß 24h am Tag, sieben Tage die Woche durcharbeiten können, um Wünsche zu erfüllen?

Wir versuchen alle, trotz den Schwierigkeiten das Gesundheitswesen am Laufen zu halten. Jedem die Versorgung zu ermöglichen, die er braucht. Da ist es mehr als verärgernd, wenn man sich dann ein Jammern auf so hohem Niveau anhören muss.

Kaum einer in Deutschland muss etwas für seine Gesundheit und die medizinische Versorgung selber bezahlen. Fast alles ist umsonst. Gratis. Für Lau. Was dann natürlich noch ärgerlicher ist, wenn man für eine Leistung, für die man nicht selber zahlen muss, auch noch warten soll.

Das Klatschen aus der Coronazeit ist längst verhallt. Kehren wir zum Alltag zurück.“

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